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Eine Jacke wird nachgestrickt

Vor einiger Zeit kamen meine Kolleginnen mit einer delikaten Angelegenheit auf mich zu. Eine von ihnen hatte einen Auftrag entgegengenommen, den ich übernehmen sollte:

Ein Kunde hatte eine gekaufte Polyacryljacke – seine Lieblingsjacke – vorbeigebracht und wollte sie aus „guter Wolle“ nachstricken lassen. Davon war ich nicht gerade begeistert, denn bei solchen Projekten geht der Schuss gerne mal nach hinten los, weil der selber nicht strickende Kunde sich ein 1:1 wiedergestricktes Teil vorgestellt hat, was schon allein deshalb nicht möglich ist, da ein maschinengestricktes Teil und einhandgestricktes eigentlich nicht zu vergleichen sind und unterschiedliche Ansatzpunkte bei der Herstellung haben. Die Wirkung ist ganz anders, die Wollqualität  macht das handgestrickte Teil evtl. viel schwerer, Handgestricktes gibt noch leichter nach etc. Tausend Gründe, warum Vorsicht angesagt ist. Meine Kolleginnen schworen  Stein und Bein, dass der Kunde darüber ausführlichst aufgeklärt wurde, aber unbedingt eine handgestrickte Jacke wolle. Also lies ich mich breitschlagen, diese Jacke in Schwarz mit eingesetztem doppelten Kragen nachzustricken.

Die besondere Schwierigkeit war der schräg eingesetzte, doppelt gestrickte Stehkragen.

Das Stück ist mir gut gelungen. Und der Kunde war zufrieden. Jetzt bin ich froh, dass ich wieder etwas Buntes stricken kann…

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